ORFEO International – Pressetexte

Wichtige Veröffentlichungen kurz vorgestellt

Mai 2012

ORFEO 1 CD C 849 121 A

Nachdem Baiba Skride
Baiba Skride
Baiba Skride
Foto: Marco Borggreve
sie in ihrer vorangegangenen Orfeo-CD hochromantische Violinwerke von Brahms aufgenommen hat, legt Baiba Skride als nächste Einspielung nun zwei Violinkonzerte des 20. Jahrhundert vor, deren Komponisten im Rückgriff auf die überlieferten Formmodelle höchst individuelle Wege beschritten haben. C 849 121 A
C 849 121 A
So hat sich der weltgewandte und epochenkundige Igor Strawinsky bei seinem einzigen Beitrag zu dieser Musikgattung explizit auf das Vorbild Johann Sebastian Bachs berufen und demgemäß ein architektonisch exakt durchgeformtes und zugleich neo-barock verspieltes Violinkonzert vorgelegt. Ganz anders hat sich demgegenüber der Schweizer Frank Martin mit den Vorgaben eines traditionsgemäß dreisätzigen Violinkonzerts auseinandergesetzt und sich in der atmosphärischen Dichte an seine Vertonung von Shakespeares Sturm angelehnt, gleichsam beherrscht vom geheimnisvollen und märchenhaften, gelegentlich auch kapriziösen und lebhaften Geist Ariel. Baiba Skride findet sowohl für das Obskure als auch die gewaltige Aufhellung zum Ende hin den passenden Ton; ihre enorme stilistische Flexibilität kommt auch im Konzert von Strawinsky mit kristallklarer Leuchtkraft zur Geltung. Das BBC National Orchestra of Wales und sein Chefdirigent Thierry Fischer sind dabei nicht nur ideale Partner. Sie erweitern das Programm noch durch drei zeitnah entstandene Instrumentalwerke, die ebenfalls exemplarisch zeigen, wie sich das Formverständnis, in diesem Fall von Programmmusik, im 20. Jahrhundert gewandelt hat. In Pacific 231 und Rugby von Arthur Honegger besticht das BBC National Orchestra of Wales durch sein suggestives Zusammenspiel, wenn es gilt, klanglich eine Lokomotive zum Rollen und sportliche Spielverläufe zum Hin- und Herwogen zu bringen. Einen grotesk-heiteren Schlusspunkt setzt das Orchester zudem mit Strawinskys Circus Polka, die mit ihrem Zitatcharakter (hier nach Schubert) gewissermaßen auch das Programm der beiden zentralen Violinwerke mit Baiba Skride zusammenfasst: nämlich dass sich in der musikalischen Nachschöpfung stets eine große Originalität aufrecht erhalten lässt.

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