Mitwirkende:
Julia Fischer (Violine)
Daniel Müller-Schott (Violoncello)
Duette für Violine und Violoncello sind so etwas wie
C 902 161 Adie kleinste Schnittmenge von anspruchsvoller Sololiteratur und Kammermusik. So sehr beide hier auftretenden Interpreten intensiv Kammermusikrepertoire pflegen, sind sie doch beide zweifellos an erster Stelle Solisten – und müssen es bei den außergewöhnlichen technischen und musikalischen Ansprüchen dieses Besetzungs-Grenzfalls auch sein. Ein zeitgenössischer Hörer forderte nach der Uraufführung der Ravel-Sonate witzig, man möge davon doch bitte eine reduzierte Fassung für Orchester herausgeben.
Es passt dazu, dass die Originalwerke, die hier zu hören sind –
Julia Fischer, Daniel Müller-Schott
Foto: Christine Schneiderund das sind mit die wichtigsten dieses Repertoires – erst erstaunlich spät geschrieben wurden, zum Teil schon einige Jahre nach dem Anbruch der Dämmerung der Moderne: Kodály 1914; Ravel 1922; Schulhoff 1925. Wenn auch alle drei Werke, was den Tonalitätsgrad angeht, keineswegs als zu ihrer Zeit besonders avantgardistisch gelten können, scheint eine damals auf allen Ebenen entfesselte Suche nach neuen Formen und Ausdrucksmitteln hier die Lust am Experiment mit extrem reduzierter Besetzung hervorgebracht zu haben. Dazu passt auch, dass alle drei Werke auf je eigene Weise etwas von der musikhistorisch wichtiger gewordenen nationalen Prägung ihrer individuellen Sprache hervorkehren. Ravel typisch „ohrentäuschend“ raffiniert und zugleich schlackenlos-perfekt französisch elegant; Kodály vor dem Hintergrund seiner Ethnomusik-Forschungen und noch mehr Schulhoff mit komplexen Kombinationen von Rhythmen experimentierend.
Der große
Julia Fischer
Foto: Christine SchneiderWegweiser für ein eigenständiges Violine-Violoncello-Repertoire scheint etwa eine Generation früher Brahms’ Konzert für dieses „achtsaitige Rieseninstrument“ von 1887 gewesen zu sein. Bei einer Aufführung dessen sind die beiden Solisten auf dem Konzertpodium auch zum ersten Mal gemeinsam aufgetreten, und seitdem oft wieder. So soll diese CD-Veröffentlichung nach dem Willen beider Künstler eine schon über 10-jährige gemeinsame Duo-Erfahrung dokumentieren, wie die beiden Münchner in einem im Beiheft abgedruckten ergiebigen Gespräch mit Meret Forster berichten. Inzwischen wird nach Aufführungen des Brahms-Doppelkonzertes von unserem Solistenpaar seitens des Publikums als Zugabe schon fast unvermeidlich erwartet – und gerne gegeben – die unsterbliche Händel-Halvorsen-Passacaglia von 1894. Diese kongeniale Fortschreibung einer Passacaglia für Cembalo aus einer Händel-Suite durch den norwegischen Geiger und Komponisten von 1894 existiert in verschiedenen Zweier-Kombinationen von Violine, Viola und Violoncello. Sie steigert den mitreißenden Schwung des Originals in äußerst geschickter Weise durch die sehr fordernde, aber idiomatische Übertragung auf zwei ganz anders geartete, sich wiederum gegenseitig ergänzende Instrumente.
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