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Januar 2013

† Lisa Della Casa

So stark wie Lisa Della Casa, die am 10. Dezember 2012 in ihrer Schweizer Heimat gestorben ist, wurde wohl keine Sopranistin mit der Titelrolle in Richard Strauss’ Arabella identifiziert. Das brachte beinahe zwangsläufig die Gefahr mit sich, der Vielseitigkeit dieser großartigen Künstlerin mit dem silbrigen Timbre und der stets geschmackvoll-noblen Phrasierung nicht gerecht zu werden. Lisa Della Casa
Lisa Della Casa
Foto: Fayer
Daran, dass Lisa Della Casa eine Idealbesetzung für jene letzte gemeinsam von Strauss und Hugo von Hofmannsthal geschaffene Frauenfigur war, lässt auch der Mitschnitt von den Salzburger Festspielen unter Joseph Keilberth keinen Zweifel. Als Bonus zu diesem Festspieldokument kann man aber auch hören, dass Lisa Della Casa ebenfalls für die Vier letzten Lieder desselben Komponisten (unter Karl Böhm) die notwendige musikalische Souveränität und Abgeklärtheit besaß. Und das gilt in gleichem Maß für die Gräfin in Capriccio, die sie u.a. an der Wiener Staatsoper unter Georges Prêtre meisterhaft gesungen und gestaltet hat. Überhaupt konnte sie in Wien ihre ganze Bandbreite zeigen, wie das Staatsopern-Porträt von Della Casa mit Ausschnitten aus Werken von Mozart bis Gottfried von Einem eindrucksvoll belegt. Darunter ist eine Kostprobe von Lisa Della Casas Evchen in den Meistersingern von Nürnberg, einer Rolle, in der sie außerdem bei den Bayreuther Festspielen und (wiederum mitgeschnitten) an der Bayerischen Staatsoper unter Hans Knappertsbusch das Publikum bezaubert hat. Ohnehin dürfte es keinen wichtigen Dirigenten ihrer Epoche geben, mit dem Lisa Della Casa nicht zusammengearbeitet hat – wenn nicht auf der Bühne, so im Konzertsaal – wofür sich im Orfeo-Katalog mit Beethovens Neunter und Brahms’ Deutschem Requiem unter Herbert von Karajan oder mit Mozarts Requiem unter Bruno Walter weitere, wehmütig stimmende akustische Belege finden. Ebenfalls schwer zu übertreffen sind ihre Salzburger Pamina in der Zauberflöte und George Szell und der einzige Liederabend, den Della Casa, in der Festspielstadt mit Arpad Sándor am Flügel gegeben hat. Ihr untrügliches Stilgefühl wird unvergesslich bleiben.

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