Plácido Domingo
Foto: Axel ZeiningerWas für ein großartiger Musiker Domingo ist, stellte er zudem in Ausnahmesituationen wie seinem Einspringen in Mercadantes Il giuramento 1979, konzertant an der Wiener Staatsoper unter Beweis: Erst drei Tage vor der Vorstellung angefragt, rettete er die Aufführung, in einer zuvor noch nie von ihm interpretierten Partie. Welcher Sänger von Weltruhm, der Domingo zu diesem vergleichsweise frühen Zeitpunkt seiner Karriere als Verdis Radamès oder Otello, als Leoncavallos Canio oder als Titelheld von Offenbachs Les Contes d’Hoffmann bereits war, ginge ein solches Risiko ein? Und wer vor allem würde sich dabei mit Bravour bewähren? Es ist für ORFEO höchst ehrenvoll, diesen Abend in der Reihe „Wiener Staatsoper Live“ dokumentieren zu dürfen, ebenso wie die anderen genannten Tenor-Rollen. Dazu kommt mit dem Werther in Jules Massenets gleichnamiger Oper noch eine weitere Produktion, die zu diesem Zeitpunkt in München wohl sonst mit keinem Sänger eine solche magnetische Kraft auf das Publikum hätte entwickeln und das Werk im dortigen Repertoire verankern können. Wahrscheinlich die Krönung seiner Wagner-Karriere (die ihn auch nach Bayreuth ziehen ließ) findet sich in Gestalt des Siegmund, in großen Ausschnitten seines Rollendebüts von 1992, auf dem Wiener-Staatsoper-Porträt 1967–99. Die Liste der unzähligen Auftritte, die er allein dort (auch als Dirigent) absolviert hat, muss für dieses Mal unvollständig bleiben – und wer weiß, was hoffentlich noch alles dazukommt...