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Juli 2009

Zum 80. Geburtstag von Hermann Prey

Er verkörperte den Gegenbeweis zur Behauptung, Popularität und Seriösität der klassischen Musik, insbesondere der Oper, würden einander im Zeitalter von Film und Fernsehen ausschließen. Der Bariton Hermann Prey galt in Deutschland als Inbegriff des volksnahen, aber stets ‚ernsten‘ Künstlers. Hermann Prey
Hermann Prey
Foto: Grasser
Auch wenn er gelegentlich mit Volksliedern oder mit Musicalnummern in Erscheinung trat, hätte wohl kaum jemand dies als Cross-over im heutigen Sinne eingestuft. Denn mit seinem ausgesprochen natürlich und ehrlich anmutenden Gesangsstil schien Prey nie Stilgrenzen zu brechen oder zu nivellieren, da der Ausdruck – ob heiter oder getrübt, ob erzählend distanziert oder gefühlsbetont involviert – immer der Schlüssel zu der von ihm interpretierten Musik blieb. C 116 842 H
C 116 842 H
C 524 991 B
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C 011 101 A
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C 344 932 I
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Zeitlebens mit Heinrich Schlusnus als Vorbild baute Prey sein deutsches Liedrepertoire ebenso sorg- und vielfältig auf wie jenes seiner Bühnenrollen, ohne sich jemals in für seine lyrische Veranlagung zu dramatische Gefilde vorzuwagen. Wohl nicht zuletzt dadurch konnte der Künstler, der am 11. Juli 2009 achtzig Jahre alt geworden wäre, C 345 953 D
C 345 953 D
C 519 992 B
C 519 992 B
C 765 082 I
C 765 082 I
noch wenige Tage vor seinem unerwarteten Tod 1998 in stimmlich ausgezeichneter Verfassung bei den Münchner Opernfestspielen auftreten und wäre zu deren Beschluss sogar noch in einer seiner Glanzrollen, als Beckmesser in Richard Wagners Meistersingern angesetzt gewesen. In dessen Frühwerk Das Liebesverbot hatte Prey noch 15 Jahre zuvor, damals schon als Mittfünfziger, ebenfalls an der Bayerischen Staatsoper in der Rolle des Statthalters Friedrich unter der Leitung von Wolfgang Sawallisch brilliert, ein Abend der bei Orfeo ebenso dokumentiert ist wie die häufige Zusammenarbeit zwischen Prey und Sawallisch als Liedduo. 1970 ist der Abend mit Liedern von Hans Pfitzner und Richard Strauss bei den Salzburger Festspielen aufgenommen worden. Aus der Feder des letztgenannten Komponisten stammt auch eine Oper, als deren Protagonist (und Strauss’ Alter Ego) Prey über die zeitliche Distanz eines Vierteljahrhunderts reüssieren konnte: sein Kapellmeister Storch ist in einer Produktion der Wiener Staatsoper unter Joseph Keilberth aus dem Jahr 1963 auf CD erschienen und begeistert durch den jugendlichen Elan, der von Prey und Hanny Steffek als Storchs Ehefrau ausgeht. Legendär ist Prey Bühnenpartnerschaft mit Fritz Wunderlich, live aus der Bayerischen Staatsoper z.B. in Verdis La Traviata festgehalten. ‚Echte’ Familienbande prägten Brahms’ Schöne Magelone mit der Schauspielerin Annette Prey (Tochter des Sängers) als Rezitatorin und Helmut Deutsch als Pianisten, 1983 aufgenommen im Wiener Musikverein. Dank seiner Familie bleibt zudem viel von Hermann Preys Lebenswerk – etwa auch die Herbstlichen Musiktage von Bad Urach, deren künstlerischer Leiter er war – bis heute über die Erinnerung hinaus lebendig, an deren Wachhaltung Orfeo hoffentlich (und dankbar) ebenfalls mitwirken darf.

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