ORFEO International

Meldungen

Juli 2010

Cesare Siepi † 5.7.2010

Wenn für einen Cesare Siepi als Don Giovanni
Cesare Siepi als Don Giovanni
Sänger der Nachkriegszeit die Fachbezeichnung des „basso cantante“, der seine Stimme balsamisch strömen lassen und zugleich beweglich führen kann – im Unterschied zum typisch deutschen, statuarischen „schwarzen Bass“ mit überlegener Fülle und Tiefe –, geradezu emblematisch zutrifft, dann kann dies eigentlich nur Cesare Siepi sein. Die Weltkarriere des im Alter von 87 Jahren verstorbenen Sängers begann 1950 mit dem Philipp in Verdis Don Carlo an der New Yorker Metropolitan Opera zu Beginn Ära Bing, Cesare Siepi in Mozarts Requiem
Cesare Siepi in Mozarts Requiem
nachdem er in den Jahren seit 1945 bereits europaweit, zwischen Mailand, Lissabon und London, für Aufsehen gesorgt hatte. Seine Mozartinterpretationen, Figaro und Don Giovanni mit den Wiener Philharmonikern, sind wohl für alle Zeiten Maßstab setzend. Die letztgenannte Rolle ist in der Reihe festspieldokumente aus Salzburg in seinem Debütjahr 1953 und unter Wilhelm Furtwänglers Leitung bei Orfeo ebenso dokumentiert (C 624 043 D) wie der Lieder- und Arienabend am selben Ort von 1956, in dem sich Siepi als beinahe allseitige Begabung des Konzert- und Opernrepertoires präsentierte, durch alle Epochen und Idiome, von der tragédie lyrique über das deutsche Kunstlied und die Konzertarie zu den großen italienischen Opernmonologen Cesare Siepie in Mozarts Don Giovanni
Cesare Siepie in Mozarts Don Giovanni
(C 744 071 B). Im selben Jahr sang er zudem den Bass-Part in Mozarts Requiem bei Bruno Walters letztem Salzburger Festspieldirigat (C 430 961 B). Große italienische Opernmonologe
Große italienische Opernmonologe
Egal was Cesare Siepi sang – zu seinen italienischen und französischen Bühnenpartien kam in späteren Jahren noch der Gurnemanz in Wagners Parsifal hinzu –, die edle und elegante Stimmführung geriet bei aller Üppigkeit nie ins Poltern; auch wenn er Gounods oder Boitos Mephisto sang, vermied er trotz effektvoller Akzente stets das Outrieren. Dass dabei vielleicht das ebenfalls vorhandene komische Talent des Sängers etwas zu kurz kam, lassen die Rossini-Arien am Ende des besagten Liederabends von 1956 erahnen, nicht nur die häufig gesungene des Basilio aus Il barbiere di Siviglia, sondern vor allem die weniger bekannte, von Siepi ungeheuer charmant als Zugabe vorgetragene Arie der Randfigur des Haly aus L’Italiana in Algeri: „Le femmine d’Italia“. Wir verneigen uns vor einem großen Mann aus Italien!

nach oben