ORFEO International – Pressetexte

Wichtige Veröffentlichungen kurz vorgestellt

Januar 2009

ORFEO 1 CD C 735 091 B

Ingrid Bjoner

Die 2006 verstorbene norwegische Sopranistin Ingrid Bjoner ist eines der wenigen langjährigen Ensemblemitglieder der Bayerischen Staatsoper, deren Namen sowohl mit der legendären Interimsära im Prinzregententheater unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg als auch mit dem 1963 wiedereröffneten Nationaltheater in Verbindung gebracht werden. C 735 091 B
C 735 091 B
Nachdem sie bei dieser Neueinweihung als Kaiserin in Richard Strauss’ Frau ohne Schatten das Staatsopernpublikum, und später die Schallplattensammler, begeistert hatte, brillierte sie beispielsweise noch in der Titelrolle der Daphne desselben Komponisten. Während in diesen Aufführungen, wie bei ihrer ersten Isolde, Joseph Keilberth am Pult stand, dokumentiert das nun bei ORFEO erscheinende Porträt von Ingrid Bjoner vor allem ihre Karrierehöhepunkte in den 70er Jahren unter der Leitung des nachfolgenden Münchner Generalmusikdirektors Wolfgang Sawallisch. Die Fidelio-Leonore zeugt dabei ebenso von der zur hochdramatischen gereiften Stimme Bjoners wie die Brünnhilde in Wagners Götterdämmerung. Hier ist sie außer im Schlussgesang mit Jean Cox als Siegfried zu hören, der häufig ihr Partner gewesen ist – so bereits ein Jahrzehnt früher als Kalaf in einer noch deutsch gesungenen Produktion von Puccinis Turandot unter Nello Santi. Wenn man die Rätselszene mit beiden hört, scheint es heute wünschenswert, dass noch so manche dramatische Stimmbegabung den Weg von Puccini zu Wagner nehmen würde. Aber auch in Verdi-Partien war Ingrid Bjoner, zumal in München, regelmäßig erfolgreich: So war sie 1974 die Alternativbesetzung zu Julia Varady! bei einer Staatsopern-Neuproduktion von La forza del destino unter Eliahu Inbal, was in einem Ausschnitt auf der Porträt-CD ebenfalls zu hören ist. Und vier Jahre zuvor bewies sie als Amelia in Un ballo in maschera, hier schon in der Originalsprache, unter Leopold Hager, dass sie sogar vor den gefürchteten Aufschwüngen des Galgenbildes mit ihrer Stimme, die stets eine beneidenswerte Leichtigkeit bewahrte, keineswegs zurückschrecken musste. Eine lohnende Wiederbegegnung mit einer herausragenden, auf Tonträger bisher nicht hinreichend vertretenen Sängerin.

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