ORFEO International – Pressetexte

Wichtige Veröffentlichungen kurz vorgestellt

September 2009

ORFEO 1 CD C 801 091 B

George London

Es ist kein Einzelfall, wohl aber bleibt es eine wohltuende Seltenheit, dass der jeweils führende Heldenbariton seiner Generation auch ein Meister der „kleinen“, subtilen Liedform ist. George London, der überragende Amfortas, Wotan und Holländer der späten 50er und frühen 60er Jahre, gehörte zu jenen stimmtechnisch ausgereiften und klug gestaltenden Sängern, die auch auf dem Konzertpodium begeistern konnten, ohne sich ausschließlich auf das (freilich reichlich vorhandene) Charisma zu verlassen. C 801 091 B
C 801 091 B
Auf dem Höhepunkt seiner allzu früh von mehreren Schicksalsschlägen zerstörten Karriere gab er im Theater an der Wien einen Liederabend – an jenem Ort, an dem er als Ensemblemitglied der „ausgelagerten“ Wiener Staatsoper den Grundstein zu seiner europäischen Karriere (und der späteren triumphalen Rückkehr auf den amerikanischen Kontinent) gelegt und rasch einige seiner Paraderollen (etwa Don Giovanni, Amonasro, die Bösewichter in Hoffmanns Erzählungen und Eugen Onegin) gefunden hatte. Dem Genius loci angemessen begann er mit der einer Gruppe von Liedern aus Franz Schuberts Schwanengesang, und zwar jener Abteilung nach Texten von Heinrich Heine, deren dramatische Grenzen London zwar – etwa im Atlas oder im Doppelgänger – durchaus auslotete, nicht aber überschritt. Auf Fjodor Schaljapins Spuren wandelte der (auch in Sachen Boris Godunow zwischen dem Moskauer Bolschoi und der New Yorker Met weltgereiste) Sänger bei den raffiniert hispanisierenden Chanson de Don Quichotte von Jacques Ibert. Vollends in seinem Element war er schließlich mit Modest Mussorgskis Liedern und Tänzen des Todes – Klanggemälde von schier archaischer Größe. Bei allen der drei Zyklen wurde Erik Werba seinem Ruf des bescheidenen, doch gleichwertigen Begleiters vollauf gerecht. Dem Mitschnitt des Österreichischen Rundfunks als Bonus angefügt sind bei Orfeo noch jene fünf Lieder von Henri Duparc, mit denen George London zehn Jahre zuvor erstmals als Liedinterpret, vor Aufnahmemikrophonen in seiner kanadischen Heimat dokumentiert worden ist.

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