ORFEO International – Pressetexte

Wichtige Veröffentlichungen kurz vorgestellt

April 2016

ORFEO 1 CD C 914 161 A

Mendelssohn Symphonien 1 & 4

In C 914 161 A
C 914 161 A
einer Zeit ungebrochener Faszination von Gesamtaufnahmen insbesondere symphonischer Zyklen erscheint die Reihe der Mendelssohn-Symphonien angesichts ihrer Qualität und einer demgegenüber erstaunlichen Unbekanntheit ein überdurchschnittlich sinnvolles Projekt. ORFEO freut sich daher, eine neue Zusammenarbeit mit dem Irish Chamber Orchestra und seinem artistic director Jörg Widmann mit den Symphonien des großen und nach wie vor unterschätzten romantischen Komponisten zu beginnen.

Dass hierbei aus der Mehrfachbegabung von Jörg Widmann neben der des Instrumentalisten und Dirigenten Jörg Widmann
Jörg Widmann
Foto: Marco Borggreve
besonders auch die des Komponisten-„Kollegen“ einen hohen Reiz ausmacht, gilt bei einem wunderkindhaft früh mit eigenen Kompositionen hervorgetretenen Meister wie Mendelssohn natürlich umso mehr. Ist doch die von ihm bewußt als „Nr. 1“ veröffentlichte c-moll Symphonie einerseits das Werk eines Fünfzehnjährigen – und andrerseits schon sein dreizehnter Versuch in dieser Gattung, wenn man die zwölf Streichersinfonien mitzählt. Dessen in das Metier mit ungeheurem Elan und unnachgiebigem Fleiß eindringende Begabung konnte sich unter nahezu idealen Bedingungen im höchst kultivierten Milieu der Berliner Salons entfalten, bis hin zu musikalischen Praxis-Proben auch in Orchesterleitung. – Diese Herkunft aus der „großen Kammermusik“ der Streichersymphonien macht vielleicht auch den Interpretationsansatz mit einem Kammerorchester, und nicht vom schweren spätromantischen Orchesterapparat her, zusätzlich plausibel.

Zugleich ist es unabdingbarer Bestandteil von Jörg Widmanns Konzept für diese Einspielung, die jugend-Sergei Nakariakov
Sergei Nakariakov
Foto: Thierry Cohen
frischen Werke des zu seiner Zeit von den größten Komponisten sehr geschätzten, selber (nicht nur musik-)historisch höchst gebildeten und geschichtsbewussten Romantikers in all ihren Facetten in neuen Werken unserer Zeit aus seiner eigenen Feder zu spiegeln. In dieser ersten Folge gibt es nun passenderweise als solchen Brückenschlag nicht nur wie in einem Konzertprogramm das obligatorische Solokonzert, sondern ein Werk aus der gerade in der Romantik beliebten, von Komponisten wie Schumann und Weber bedienten (und in späteren Zeiten eher vernachlässigten) Gattung Konzertstück zu vernehmen. Darüber hinaus freut sich ORFEO, bei dieser Gelegenheit nicht nur einen herausragenden Solisten präsentieren zu dürfen, sondern wiederum eingebunden durch den künstlerischen Leiter des Ganzen, ein für diesen eigens geschriebenes Werk – Jörg Widmanns ad absurdum. Es bedarf vermutlich eines selber so meisterlichen (Blas-)Instrumentalisten und Komponisten wie Jörg Widmann, um die im wahrsten Sinn des Wortes atemberaubenden Fähigkeiten des singulären Virtuosen zu ermessen und auszuloten, der mit seinen die Grenzen seines Instruments wahrhaft transzendierenden technischen Möglichkeiten und seiner musikalischen Intelligenz und Feinheit im „traditionellen“ Repertoire schmetternd-festlicher Musik unausgelastet und fast verloren wirken könnte. Insbesondere kommt in Widmanns Konzertstück Nakariakovs Beherrschung der allenfalls gelegentlich auf der Oboe vorkommenden Zirkularatmung zum Zug. Es passt zum kreativ wachen Sinn von Jörg Widmann, diese singulären Möglichkeiten mit romantisch-gebrochener Ironie aufzugreifen und grotesk zu steigern bis an die Grenze der titelgebenden Absurdität – und bei aller gewohnt souveränen Beherrschung moderner Kompositionsmittel die Gelegenheit zu einem wirklich spannenden, ja schmissigen Stück nicht auszulassen.

Solcherart eingebunden in eine Gesamtsicht auf das Werk des quirligen Symphonikers und stimuliert durch Irish Chamber Orchestra
Irish Chamber Orchestra
Foto: Dave Hunt
eine moderne Extrem-Variante der in Mendelssohns Zeit aufgekommenen Konzertsaal-Virtuosität, findet auch die selber so anspringend virtuose sogenannte „Italienische“ hier einen anderen, ihrer würdigen programmatischen Rahmen, zugleich selbstverständlicher und anders staunenswert als sonst.

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