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November 2011

† Sena Jurinac

Wenn eine Sängerin eine (oder gar mehrere) ihrer Erfolgsrollen aufgibt, um im selben Stück neue, womöglich anders gelegene Partien anzugehen, ist das nicht selten ein Anlass zu Diskussionen darüber, ob und inwieweit Stimme und Persönlichkeit den riskanten Wechsel verkraften. Bei Einigen Sängerpersönlichkeiten indes verläuft die Entwicklung so natürlich, dass kaum jemand an ihrer Sinnfälligkeit zweifeln möchte. Auch in der Karriere von Sena Jurinac, die am 22. November 2011 wenige Wochen nach ihrem 90. Geburtstag verstorben ist, gab es sicherlich riskante und kritische Momente. Doch solche Metamorphosen wie die vom unbekümmerten Cherubino - der Partie ihres Wiener Debüts 1945 - zur wehmütigen Gräfin, von der naiven Marzelline zur kämpferischen Leonore, von der duldsamen Jenufa zur strengen Küsterin oder vom stürmischen Octavian zur abgeklärten Marschallin, mit der sie sich 1982 von der Wiener Staatsopernbühne verabschiedete, hat vielleicht keine Künstlerin so einleuchtend vollzogen wie sie. Angesichts ihrer fast vier Jahrzehnte Ensemblezugehörigkeit in Wien ist es fast müßig zu betonen, dass alle Primadonnenklischees bei Sena Jurinac unangebracht sind. Doch hat sie beispielsweise auch als Tosca reüssiert, und vor allem als Titelheldin in Madama Butterfly vom selben Komponisten nicht nur in Wien, sondern auch in London, am Royal Opera House das Publikum zu Tränen gerührt. In der Reihe „Wiener Staatsoper Live“ kann dieses facettenreiche Rollenporträt bei ORFEO akustisch ebenso nachvollzogen werden wie in Auszügen die meisten der angesprochenen übrigen Werke. Demgegenüber mutet es eher wie eine Randnotiz an, dass Sena Jurinac beispielsweise auch in den „Salzburger Festspieldokumenten“ in Fidelio unter Herbert von Karajan von 1957 und in Kreneks Karl V. unter Gerd Albrecht von 1980 zu hören ist. Um einen weiteren Eindruck von der Repertoirevielfalt und Konstanz der Laufbahn von Sena Jurinac zu vermitteln, sei aber auch dies nicht außer Acht gelassen.

C 527 002 I
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C 660 513 Y
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C 684 062 I
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C 767 092 I
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C 771 082 I
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