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Mai 2011

Zum 90. Geburtstag von Inge Borkh

Wenn es in den 50er und 60er Jahren galt, die hochdramatischen Sopranpartien der Salome oder Elektra in Strauss’ gleichnamigen Opern oder der Färberin in Die Frau ohne Schatten zu besetzen, dann war an den weltgrößten Opernhäusern regelmäßig Inge Borkh
Inge Borkh
Foto: Thorsten Schreier
Inge Borkh in diesen Rollen anzutreffen, ob an den Staatsopern in Wien und München, dem Royal Opera House in London oder der Metropolitan Opera in New York. C 564 012 I
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C 456 972 I
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C 342 932 I
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C 428 962 I
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C 714 061 B
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Doch die künstlerische Palette von Inge Borkh, deren 90. Geburtstag am 26. Mai 2011 zu feiern ist, ist über diese Paraderollen, ja überhaupt über die Welt der Oper und klassischen Gesangskunst hinaus noch viel reicher. So war sie (und ist es in der Reihe Festspieldokumente) in Salzburg nicht nur 1957 in einer legendären Aufführung unter Dimitri Mitropoulos als Elektra zu hören, sondern fünf Jahre später auch als deren Mutter Klytämnestra – freilich in einem ganz anderen Werk und Stil: nämlich in Christoph Willibald Glucks Iphigenie in Aulis, die, wie in jenen Jahren noch üblich, in Salzburg unter Karl Böhms Leitung auf Deutsch gesungen wurde. Ihren Einstand an der Salzach hatte sie bereits 1955 in einem zeitgenössischen Werk gegeben, der Irischen Legende von Werner Egk, dirigiert von George Szell. Aus München finden sich zwei Dokumente im Orfeo-Katalog, die quasi den zeitlichen Rahmen ihrer Karriere abstecken, hier die Salome von 1951 aus dem Prinzregententheater unter Joseph Keilberth und dort, ein halbes Jahrhundert später, aus den Studios des Bayerischen Rundfunks die Erzählerin in Brahms’ Schöner Magelone. Letztgenannte Aufnahme mit dem Bariton Konrad Jarnot und Carl-Heinz März am Flügel ist ein schöner Beleg, wie Inge Borkh lange nach Beendigung ihrer Opernkarriere noch als Sprecherin mit höchster Vortragskunst zu fesseln verstanden hat. Damit schlug sie auch den Bogen zurück zu den Schauspielanfängen ihrer Bühnenlaufbahn in den späten 30er Jahren. Doch war dies wohl nur ein kleiner Umweg zur Musik, wie auch die beiden frühen Schlager- und Operetten-Aufnahmen von 1936/38 in einem bunt gemischten, „historischen" Porträt der Sängerin zeigen. Es ist vor allem ein imposanter Querschnitt durch das Opernrepertoire von Inge Borkh, begonnen mit ihren ersten Opernerfolgen in Berlin, wo Menottis Konsul gemeinsam vom Publikum und von Inge Borkh, als Tochter eines im Dritten Reich zweimal inhaftierten Schweizer Konsuls mit jüdischen Wurzeln, wie ein Zeitstück erlebt wurde. Daneben sind dem heutigen Opernfreund womöglich weniger bekannte Auftritte von ihr vertreten, die durchwegs an ersten Adressen aufgezeichnet wurden. So ist Inge Borkh u. a. im italienischen Fach als Aida an der Seite ihres Ehemannes, des Baritons Alexander Welitsch, zu hören.

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