ORFEO International

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Februar 2011

Dame Margaret Price † 28.1.2011

Die Meldung, dass Dame Margaret Price in Cardigan an Herzversagen gestorben ist, kam ebenso unerwartet wie bestürzend. 2011 sollte eigentlich ein Jahr werden, in dem es die grandiose Sängerin freudig zu ehren galt – hätte sie doch am 13. April ihren 70. Geburtstag gefeiert. Dass es nun so schmerzlich anders gekommen ist, wirkt ein wenig wie der letzte Vorhang über einem reichen Bühnenleben mit vereinzelt tragischen Zügen. Dame Margaret Price
Dame Margaret Price
Foto: Sabine Toepffer
Tragisch insofern, als die stets stärker um sich greifenden Mechanismen in der Welt der klassischen Musik wohl nicht immer der Sensibilität und Sesshaftigkeit der Künstlerin Margaret Price entsprachen. Die Konsequenz war ein stetiger Rückzug, zunächst aus der Opernwelt, die sie vor allem als ideale Mozart-Interpretin seit Beginn der 60er Jahre im Sturm erobert hatte. Dabei hat sie stimmlich noch lange ein Timbre von unverminderter Frische und Schönheit und reichlich technisches Können besessen, wie noch 1999 eine konzertante Aufführung des Schlussaktes von Cileas Adriana Lecouvreur im Münchner Herkulessaal erwies. Damals wurde des zehnten Todestags von Giuseppe Patanè gedacht, unter dessen Leitung sie 15 Jahre vorher in dieser Rolle an der Bayerischen Staatsoper triumphiert hatte. Überhaupt hat sie in ihrer zeitweiligen Münchner Wahlheimat lange jenes Repertoire gesungen, mit dem sie in London, San Francisco und Köln ihre Weltkarriere begründet hatte: eben Mozart, aber auch Strauss und die großen lyrischen Partien in Verdis Don Carlo, Simon Boccanegra, Aida, Otello und Falstaff. Seit den 80er Jahren zählten ihre Liederabende wiederholt zu den Höhepunkten der Münchner Opernfestspiele. Doch auch aus diesem intimen Rahmen zog sie sich Mitte der 90er Jahre zurück. Maßstäbe setzend geblieben sind ihre Aufnahmen, darunter eine Einspielung von Schubert-Liedern mit Wolfgang Sawallisch am Flügel, die erste ORFEO-Veröffentlichung unter dem eigenen Label und bis heute ein Bestseller. Aber auch Brahms’ Deutsches Requiem unter Sawallisch und die jeweiligen Liedzusammenstellungen der Komponisten Robert Schumann (u. a. Frauenliebe und ?leben enthaltend), Johannes Brahms oder meistenteils weniger bekannter französischer und spanischer Komponisten (alle drei mit ihrem langjährigen Klavierpartner James Lockhart) sind denkwürdige Beispiele für die Interpretationskunst der Sopranistin, von der wir dankbar und zutiefst traurig Abschied nehmen.

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