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August 2017

Gundula Janowitz zum 80. Geburtstag

1972 gestaltete die damals 35-Jährige mit dem so unverwechselbar silbrigen und schnell vibrierenden Timbre, das immer keusch klang (samt einem leichten, charmanten Lispeln) einen Liederabend bei den Salzburger Festspielen: Neben nahezu unbekanntem Schubert standen ebenso originelle wie qualitätvolle Vertonungen Anselm Hüttenbrenners, dem engen Freund Schuberts, auf dem Programm – an ihrer Seite der wunderbare Irwin Gage.
Orfeo hat diesen Abend ebenso dokumentiert wie zahlreiche Gundula Janowitzihrer zentralen Partien an der Wiener Staatsoper, oft als Livemitschnitt der ganzen Oper, aber vielfach auch in Ausschnitten auf einem Porträtalbum. Es enthält neben der Donna Anna in Don Giovanni unter Karajan (1970), der Freischütz-Agathe (1972) und Ariadne (1976) unter Böhm sowie Don Carlo unter Horst Stein (1970) – allesamt vollständig im Orfeo-Katalog – Monteverdis Poppea (1963), Marzelline und Leonore (Fidelio 1962 und 1978) sowie einen exquisiten Ausschnitt aus den Meistersingern als Eva vom 21. Oktober 1975 mit einem jovial verschmitzten Karl Ridderbusch als Sachs. Eine kleine Preziose ist auch ihre Fiordiligi an der Seite von Christa Ludwig als Dorabella im Mitschnitt von Così fan tutte unter Josef Krips aus der Wiener Staatsoper (1968).
Gundula Janowitz, am 2. August 1937 in Berlin geboren, aber ungarisch-österreichischer Herkunft, in Graz aufgewachsen und ausgebildet, sang bereits 1960 Wagner in Bayreuth: allerdings „nur“ ein Blumenmädchen im Parsifal – dokumentiert und leicht herauszuhören auf CD ! 1963 folgte die 9. Sinfonie von Beethoven mit Grace Bumbry, Jess Thomas, George London und Chor und Orchester der Bayreuther Festspiele unter Karl Böhm. Dann ging alles recht schnell: Dank Herbert von Karajan folgte das Engagement an die Wiener Staatsoper, 1963 Pamina in Aix-en-Provence, im Jahr darauf Ilia (Idomeneo) in Glyndebourne, jede Menge Schallplatten-Aufnahmen, Strauss und Wagner in Salzburg (die Sieglinde bei den ersten Osterfestspielen 1967). Jens Malte Fischer pries 1995 in seinem Buch „Große Stimmen“ zu Recht die „marmorne Schönheit eines ebenso kühlen wie klassisch-strengen Singens.“
Die große Zeit der Karriere von Gundula Janowitz waren die 1970er und 1980er Jahre. Und doch beweist der Wiener Mitschnitt des „Dove sono“ ihrer Figaro-Gräfin vom 7. Februar 1990 auf besagter Porträt-CD, dass sie noch kurz vor ihrem Bühnenabschied – später sang sie allerdings noch Liederabende – nichts vom Charakteristischen ihrer Stimme eingebüßt hatte, auch wenn große Verdi- und Wagnerpartien wie Sieglinde, Elsa und Tannhäuser-Elisabeth nicht spurlos an der Subsanz ihrer Stimme vorbeigingen. Denn die Kehrseite ihres überaus schlanken, obertonreich strahlenden Singens war immer die Gefahr einer gewissen metallischen Schärfe.

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