ORFEO International – Pressetexte

Wichtige Veröffentlichungen kurz vorgestellt

März 2012

ORFEO 2 CD C 836 112 B

Bedrich Smetana - Má Vlast

Zwar stand er unter den Dirigenten des 20. Jahrhunderts nie in der vordersten Reihe der Festspiel- und Plattendirigenten, doch kommt Lovro von Matacic (1899–1985) in Profil und Kompetenz den modernen Pultstars gleich. C 836 112 B
C 836 112 B
Auf den internationalen Konzertpodien war er ein ebenso gern gesehener Gast wie in den weltweit renommierten Opernhäusern – von der Mailänder Scala und den Bayreuther Festspielen bis an die Lyric Opera von Chicago. Sein Repertoire reichte von barocken bis hin zu zeitgenössischen Werken, manchmal auch ergänzt um eigene Kompositionen. In seinen letzten Lebensjahren war der aus Kroatien Stammende vor allem in Monte Carlo, Tokio und Wien präsent, wo er bereits Mitglied der Sängerknaben gewesen und viele Jahre an der Staatsoper tätig war. Orfeo präsentiert nun den Mitschnitt eines Konzerts von 1982 mit Matacic und dem ORF Radio-Symphonieorchester Wien. Lovro von Matacic
Lovro von Matacic
Foto: Archiv der Bayreuther Festspiele
Auf dem Programm steht der symphonische Zyklus Má Vlast – Mein Vaterland – von Bedøich Smetana. Energisch nutzt Matacic die von ihm selbst ausdrücklich erbetene Chance, einem nicht-tschechischen Publikum über die zumeist einzeln auf den Konzertprogrammen stehende Moldau hinaus alle Teile präsentieren zu können. Sowohl dort, wo Smetanas unverkennbare melodische Einfälle und die warmen Streicher- und Holzbläserklänge sentimental oder gar kitschig klingen können, behält Mataèiæ die Kontrolle, als auch in den unverhohlen patriotischen Passagen, in denen es auf exakt koordinierte Rhythmik und Blechbläsereinsätze ankommt. So gelingt es ihm, dass der über mehrere Jahre zusammengewachsene Zyklus seine Zuhörerschaft mit geradezu archaischer Wucht überrumpelt, auch wo die Titel und programmmusikalischen Sujets mitunter Fragen offen lassen – wie beispielsweise im weniger bekannten dritten Teil, der die männermordende Amazone šarka zur Protagonistin hat, oder in den beiden Schlussabschnitten Tábor und Blaník, die auf Gründungsmythen der tschechischen Nation anspielen. In der Wiener Interpretation von Matacic ergeben sie ein prächtiges Klanggemälde, das als Ganzes überall, nicht nur innerhalb der Grenzen seines Ursprungslandes bestaunt und bewundert zu werden verdient.

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