ORFEO International – Pressetexte

Wichtige Veröffentlichungen kurz vorgestellt

Oktober 2006

ORFEO 1 CD C 714 061 B

Inge Borkh

Als Salome und Elektra schrieb Inge Borkh Operngeschichte und sie wird mit ihren Aufnahmen dieser Rollen auch kommende Hörer-Generationen faszinieren. Dass ihr künstlerisches Spektrum über diese beiden zentralen Partien weit hinaus ging, ist auf der vorliegenden Portrait-CD zu hören: Hier stehen die weniger bekannten Facetten der Künstlerin im Mittelpunkt, mit bislang unveröffentlichten Aufnahmen und Raritäten aus den ersten Karrierejahren.

Voran die Inge Borkh an ihrem 85. Geburtstag
Inge Borkh an ihrem 85. Geburtstag
Foto: privat
Szene, mit der Inge Borkh 1951 über Nacht berühmt wurde: der Monolog der Magda Sorel aus Menottis Konsul. Dass sich das Berliner Publikum nach ihrer eindringlichen Darstellung dieser Szene mit Klatschen, Trampeln und Schreien Luft machen musste, war damals weit mehr als die Akklamation einer großen Sängerin. In derselben Aufnahmesitzung entstand eine weitere große „Freiheits-Szene“, die der Leonore in Beethovens Fidelio. Inge Borkhs Aufnahme der von allen Sopranen gefürchteten Arie gilt in Sammlerkreisen als eine der besten Versionen.

Zu den Erstveröffentlichungen auf dieser CD gehören zwei längere Ausschnitte aus dem Fliegenden Holländer und Aida mit Alexander Welitsch, dem Ehemann von Inge Borkh, alsAmonasro – eindrucksvolle Belege für die lyrischen Qualitäten der Sängerin, die immer darauf achtete, ihre Stimme schlank und geschmeidig zu halten. Nicht fehlen durften zwei Highlights, die bislang nur auf dem „grauen Markt“ kursierten: Ihre furiose Eglantine in der von Carlo Maria Giulini geleiteten Aufführung der Euryanthe und das mitreißende Schlussduett aus Andrea Chenier mit Richard Tucker.

Die allererste Aufnahme entstand am 15. Mai 1936, elf Tage vor ihrem 15. Geburtstag: „Man hat’s nicht leicht“, ein Schlager von Willi Forst, den Inge Borkh als Geburtstagsgeschenk für ihren Vater einspielte. Zwei Operetten-Titel entstanden während oder kurz nach ihrer Zeit als Schauspielerin in Basel (1938). Auch wenn diese Dokumente die spätere Stimme der Inge Borkh eher ahnen lassen, erhellen sie doch einen wesentlichen Aspekt in der Laufbahn der Sängerin: Den Weg vom leichten Koloratursopran zum dramatischen Fach.

Wie sich die Stimme durch die Ausbildung bei Vittorio Moratti in Mailand veränderte, zeigt der Vergleich der Operetten-Titel mit der Aufnahme der „Kerker-Arie“ aus Verdis Troubadour von 1943: Hier ist erstmals das Timbre der Sängerin zu hören, die in den 50er Jahren als Salome und Elektra weltberühmt wurde.

Abgerundet wird das Portrait durch ein aktuelles Interview mit Thomas Voigt, das im September dieses Jahres entstand.

nach oben